Die Kinderrechtskonvention: Ein Meilenstein
Vor 35 Jahren, im Jahr 1989, verabschiedete die UN die Kinderrechtskonvention, die bis heute zu den wichtigsten internationalen Menschenrechtsverträgen gehört. Sie definiert ein Kind als jeden Menschen unter 18 Jahren und stellt sicher, dass Mädchen und Jungen weltweit die gleichen Rechte haben. Die Kinderrechtskonvention genießt eine breite internationale Anerkennung, die kaum eine andere UN-Konvention erreicht hat.
Auch Deutschland hat die Kinderrechtskonvention ratifiziert und 2010 in Bundesgesetz überführt. Sie umfasst 41 spezifische Rechte, darunter:
- Recht auf Schutz vor Gewalt, Ausbeutung und Vernachlässigung,
- Recht auf Versorgung und angemessene Lebensbedingungen,
- Recht auf Mitbestimmung in Entscheidungen, die Kinder betreffen,
- Recht auf Gleichheit unabhängig von Herkunft, Sprache, Hautfarbe oder Geschlecht.
Die Realität in Deutschland
Trotz dieser rechtlichen Grundlage gibt es in der Umsetzung Defizite. Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland kennen ihre Rechte nur oberflächlich, wie eine aktuelle Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerkes zeigt. Hinzu kommt, dass nicht alle Forderungen der Kinderrechtskonvention in Deutschland erfüllt werden. Beispielsweise haben nicht alle Kinder gleiche Bildungschancen oder wachsen in sozialer Sicherheit auf.
Ein weiterer Kritikpunkt: Obwohl mehrere Regierungen dies in Angriff nehmen wollten, sind Kinderrechte bislang nicht explizit im Grundgesetz verankert. Dies stellt eine zentrale Forderung von Kinderrechtsorganisationen dar, um den Schutz und die Förderung von Kindern stärker im Rechtssystem zu verankern.
Kinderrechte und Demokratie
2024 steht der Tag der Kinderrechte in Deutschland unter dem Motto: „Kinderrechte leben. Demokratie stärken.“ Dieses Thema ist aktueller denn je, da eine wachsende Zahl Jugendlicher für rechtspopulistische Parteien stimmt. Dies wirft die Frage auf, ob die Demokratie – und damit auch die Umsetzung der Kinderrechte – in Gefahr ist. Kinderrechte und demokratische Werte sind eng miteinander verbunden: Kinder, die Mitbestimmung und Gleichheit erfahren, entwickeln ein frühes Bewusstsein für demokratische Prinzipien.
Die Gefährdung von Demokratien hat direkte Auswirkungen auf die Verwirklichung von Kinderrechten, da demokratische Strukturen oft die Grundlage für den Schutz und die Förderung dieser Rechte bilden. Kinderrechte sind eng mit demokratischen Prinzipien wie Gleichheit, Meinungsfreiheit und Beteiligung verbunden. Wenn die Demokratie geschwächt wird, können auch diese Rechte in Gefahr geraten.
1. Zusammenhang zwischen Demokratie und Kinderrechten
- Recht auf Beteiligung (Artikel 12): In Demokratien wird der Stimme von Kindern mehr Raum gegeben. Autoritäre Regime neigen dazu, die Beteiligung von Bürger, einschließlich Kindern, zu unterdrücken.
- Recht auf Bildung (Artikel 28): Demokratische Systeme fördern in der Regel den Zugang zu Bildung. In instabilen oder autoritären Staaten wird Bildung oft politisiert oder stark eingeschränkt.
- Recht auf Schutz vor Diskriminierung (Artikel 2): Demokratische Staaten betonen Gleichheit und Nicht-Diskriminierung stärker. In undemokratischen Systemen sind Minderheiten und vulnerable Gruppen oft stärker gefährdet.
2. Gefahren für Kinderrechte in gefährdeten Demokratien
- Einschränkung der Meinungsfreiheit: Kinder und Jugendliche können daran gehindert werden, ihre Ansichten zu äußern, insbesondere wenn sie Kritik an der Regierung oder gesellschaftlichen Missständen üben.
- Mangelnde Rechtsstaatlichkeit: In schwachen Demokratien fehlen oft unabhängige Gerichte, um Verletzungen von Kinderrechten zu ahnden.
- Korruption und Ressourcenmangel: Autoritäre Systeme lenken oft Mittel von sozialen Diensten wie Bildung oder Gesundheit in andere Bereiche um, was Kinder besonders trifft.
- Erhöhte Gewalt und Unsicherheit: Politische Instabilität und der Verlust demokratischer Strukturen führen häufig zu Konflikten, die Kinderrechte massiv beeinträchtigen (z. B. durch Rekrutierung als Kindersoldaten).
3. Demokratische Bildung als Schutzfaktor
Die Förderung demokratischer Werte in Schulen ist essenziell für die Stärkung der Kinderrechte:
- Kritisches Denken: Kinder lernen, autoritäre Tendenzen zu erkennen und sich für ihre Rechte einzusetzen.
- Beteiligungskultur: Schulen, die Partizipation fördern, tragen zur Entwicklung demokratischer Gesellschaften bei.
- Gleichberechtigung und Vielfalt: Demokratiepädagogik stärkt das Bewusstsein für die Rechte aller Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft oder sozialen Lage.
4. Warum starke Demokratien wichtig sind
Eine funktionierende Demokratie schützt Kinderrechte, indem sie transparente Institutionen, unabhängige Justiz und Partizipationsmöglichkeiten garantiert. Die Schwächung demokratischer Strukturen stellt Kinderrechte direkt infrage, da die Sicherstellung dieser Rechte von einer stabilen und inklusiven Gesellschaft abhängt
Die Kinderrechte im Zusammenhang mit der Klimakrise
Im Kontext der Klimakrise hat der Tag der Kinderrechte eine besondere Bedeutung, da Kinder zu den am stärksten betroffenen Gruppen gehören – sowohl jetzt als auch in der Zukunft. Die Klimakrise stellt eine direkte Bedrohung für die Verwirklichung vieler Kinderrechte dar. Hier sind die wichtigsten Zusammenhänge:
1. Kinderrechte, die durch die Klimakrise bedroht sind
- Recht auf Leben und Gesundheit (Artikel 6 und 24):
Klimawandel führt zu extremeren Wetterbedingungen, Hitzewellen, Überschwemmungen und Krankheiten, die Kinder besonders gefährden. Beispielsweise breiten sich durch die Erwärmung der Erde Malaria oder Denguefieber in neuen Regionen aus. - Recht auf Bildung (Artikel 28):
Naturkatastrophen zerstören Schulen oder verhindern den Zugang zu Bildung. In Krisengebieten müssen Kinder oft arbeiten oder sich um ihre Familien kümmern, was ihre Schulbildung behindert. - Recht auf einen angemessenen Lebensstandard (Artikel 27):
Klimabedingte Armut verschärft die soziale Ungleichheit und entzieht Kindern grundlegende Ressourcen wie Nahrung, Wasser und Unterkunft. - Recht auf Schutz (Artikel 19, 32 und 38):
In Krisensituationen wie Flucht vor Naturkatastrophen oder Dürreperioden steigt das Risiko von Gewalt, Ausbeutung und Kinderarbeit.
2. Kinder als Opfer der Klimakrise
- Zukunftsgefährdung: Kinder tragen keine Verantwortung für den Klimawandel, werden aber langfristig die Konsequenzen tragen. Sie erben die Auswirkungen einer Welt, die von Umweltzerstörung geprägt ist.
- Ungleichheit: Kinder in armen Ländern sind besonders betroffen, da sie oft weniger Ressourcen haben, um sich gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu schützen.
3. Beteiligung von Kindern in der Klimakrise
- Recht auf Mitbestimmung (Artikel 12):
Kinder haben das Recht, ihre Stimme bei Entscheidungen zu äußern, die ihre Zukunft betreffen. Bewegungen wie Fridays for Future zeigen, wie Kinder und Jugendliche weltweit für ihre Rechte eintreten. - Empowerment: Kinder fordern oft stärkeren Klimaschutz und tragen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit bei. Sie haben das Potenzial, zu treibenden Kräften des Wandels zu werden.
4. Was muss geschehen?
Um Kinderrechte angesichts der Klimakrise zu wahren, sind folgende Maßnahmen wichtig:
- Klimaschutz verstärken: Staaten müssen verbindliche Maßnahmen ergreifen, um die Klimaziele zu erreichen und die Erderwärmung einzudämmen.
- Kindgerechte Politik: Kinder müssen aktiv in Umweltpolitik einbezogen werden, und ihre Bedürfnisse sollten in Klimaschutzmaßnahmen berücksichtigt werden.
- Internationale Zusammenarbeit: Besonders betroffene Länder müssen stärker unterstützt werden, um Kindern Schutz und Bildung zu gewährleisten.
- Bildung fördern: Klimabildung sollte weltweit Teil des Schulunterrichts sein, um Kindern zu zeigen, wie sie die Zukunft mitgestalten können.
Die Klimakrise ist nicht nur eine Umweltfrage, sondern auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und des Schutzes von Kinderrechten. Kinder dürfen nicht die Hauptleidtragenden der Untätigkeit der heutigen Generationen sein.
Fazit
Der Internationale Tag der Kinderrechte erinnert uns daran, dass alle Kinder – unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht oder ihrer Hautfarbe – gleiche Chancen und Rechte haben sollten. Es bleibt jedoch eine gesellschaftliche Aufgabe, diese Rechte stärker zu verankern und umzusetzen, insbesondere in Zeiten, in denen demokratische Werte zunehmend infrage gestellt werden und wir uns den Herausforderungen der Klimakrise stellen müssen. Der Schutz und die Förderung der Kinder sind nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft.
Quellen:
https://www.ohchr.org/en/instruments-mechanisms/instruments/convention-rights-child
https://www.plan.de/kinderrechte-einfach-erklaert.html
https://www.kinderrechte.de/kinderrechte/30-jahre-kinderrechte-1/tag-der-kinderrechte
https://www.stern.de/gesellschaft/tag-der-kinderrechte–zeit–dass-wir-darueber-reden–35237962.html
https://www.unicef.ch/de/aktuell/die-klimakrise-ist-eine-kinderrechtskrise
https://www.unicef.de/informieren/kinderrechte-leben
https://www.humanium.org/de/die-klimakrise-als-kinderrechtskrise/